Das Kriegsende erlebte er an der französisch-belgischen Grenze, kam
mit seiner Einheit nach Dillenburg zurück und ließ sich von dort
zu seiner Großmutter beurlauben, die in Laasphe ein
Mädchenpensionat leitete. Und in diesem
Pensionat lebte die Tochter des Vlothoer Sanitätsrates Hillebrecht, der damals in Vlotho das spätere, jetzt abgerissene
"Wünschersche" Haus an der Bismarckstraße bewohnte. Diese Tochter des Sanitätsrates wurde später Frau Großmann.
Der Krieg hatte Nachteile, sicher aber auch
Vorteile für den jungen Karl Großmann, gebracht. So gab es bei
der sich anschließenden Fortsetzung des Studiums viele Vorteile:
Den Kriegsteilnehmern wurde die Studienzeit verkürzt. Nach einem
nur sechssemestrigen Studium schrieb Karl Großmann seine
Dissertation über den Grafen Sayn zu Wittgenstein, die
gleichzeitig seine Examensarbeit war. Damals begann Großmann
auch schon mit der ersten Sammlung von Daten über Vlotho.
Nach dem ersten Examen vom Juli 1921 folgte im
September 1922 das Assessorexamen. Aber damals war es nicht viel
anders als heutzutage. Für die vielen jungen Lehrer gab es nicht
gleich eine Stelle.
So ging Dr. Karl Großmann erstmal zur Zeche. In
Recklinghausen war er Buchhalter bei der Zeche „König Ludwig".
Am 1. April 1923 war es dann doch so weit.
Dr. Großmann erhielt die erste Anstellung als Lehrer, in
Petershagen an der Weser. 1923 wurde geheiratet, und ein Jahr
später holte Großmann seine junge Frau nach Petershagen. Die
Familie blieb dort bis 1945 und zog dann nach Maaslingen.
Auch den zweiten Weitkrieg erlebte Dr.
Großmann als Soldat. Beim Herforder Regiment 58 war er als
Logistiker für den Munitionsnachschub zuständig. Mitte 1941
ging's dann zum Russlandfeldzug (Stalingrad). Großmann führte
einen Nachschub-Zug (vorwiegend Pferdegespanne) von 10
Kilometern Länge. Dr. Großmann überstand den Krieg unverletzt.
Dass Dr. Großmann NSDAP-Mitläufer war,
verschwieg er nicht. Deshalb dauerte es auch bis 1952, dass er
als Lehrer wieder fest angestellt wurde. Er zog nach Vlotho
(1952),
unterrichtete aber bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1962 an
der Königin-Mathilde-Schule in Herford.
Schon vor der Pensionierung war Dr. Großmann auch
als Autor für heimatgeschichtliche Werke in Erscheinung
getreten. So gab er in den frühen Fünfzigern als erster den
Wanderführer für die Jugendherberge Vlotho heraus. 1955 schrieb
er die Geschichte der Gemeinde Valdorf anlässlich deren
900-Jahr-Feier. Sein Hauptwerk war und ist aber die 1971
erschienene „Geschichte der Stadt Vlotho", für die er über 50
Jahre lang Material gesammelt hatte.
Eine der Grundlagen-Entdeckungen Großmanns ist
die Herkunft des Wortes Vlotho aus Flothe (althochdeutsch für
Fluss oder Bach) und Owe (Aue), alles zusammen also Fluss-Aue.
Mit dieser in vielen Stunden Freizeit betriebenen
Heimatforschung hat Dr. Karl Großmann der Stadt Vlotho und ihren
Bewohnern einen zusammenhängenden Einblick in die eigene
Geschichte gegeben, der für immer mit seinem Namen verbunden
sein wird.
Dr. Karl Großmann starb am 11. Juli 1981 im Alter
von 85 Jahren.
|