Geschützt umgeben von Amtshausberg (141 m) und Ebenöde (247 m) im Norden
und Winterberg und Ruschberg (295 m) im Südosten lagen die ersten
Ansiedlungen Vlothos östlich begrenzt durch die Weser im Mündungsgebiet
des Forellenbaches, der ursprünglich „Vlote" hieß. Von dem
altsächsischen Namen „Vlote", dies entspricht dem hochdeutschen Wort „Fluß",
wurde der Ortsname Vlotowe und schließlich Vlotho abgeleitet. Erstmals
schriftlich bezeugt wird dieser Name in drei Urkunden um 1200: In einer
Pergamenturkunde bestätigt Bischof Anno von Minden (1173-1185) dem neu
gegründeten Zisterzienserkloster Loccum, es habe sieben Hufen Land von „Godefridus
de vlotowe" geschenkt bekommen.1
Sodann wird in einem Inventarverzeichnis des Kölner Erzbischofs Philipp
von Heinsberg (1167 - 1191) ein „Castrum Vlotowe" (Burg Vlotho) als
abgabenfreier, vererbbarer Familienbesitz bezeichnet. Beide Urkunden
sind leider undatiert.2 Eine
besondere Kostbarkeit ist die Papsturkunde aus dem Jahre 1187, in der
Papst Gregor VIII. den Abt und die Mönche des Zisterzienserklosters
Loccum unter seinen Schutz stellt und den Besitz aller Güter des
Klosters, unter anderem auch die Schenkung von „Godefridus de vlotowe",
bestätigt.3
Am 16. März 1258 schenkte Graf Heinrich von Oldenburg die auf einer
kleinen Insel in der Forellenbachmündung gelegene Wasserburg „Scure" dem
Zisterzienserorden der Diözese Minden. Die Wasserburg erhielt den Namen
Vallis benedictionis, zu deutsch Segenstal. In der Gründungsurkunde
heißt es:
„Ich, Heinrich, Graf von Oldenburg, und Gräfin Elisabeth wünschen Heil
und Segen allen Lesern dieses Schreibens. Da das, was geschieht, leicht
dem Gedächtnis der Menschen entschwindet, wenn es nicht schriftlich
festgelegt ist, so haben wir das, was wir getan haben, für wichtig genug
gehalten, in dieser Urkunde aufzuzeichnen. Es sei daher allen bekannt
gegeben, dass wir auf Grund göttlicher Eingebung nach gemeinsamer
Beratung einen gewissen Ort, genannt die „Alte Burg" in Vlotho, welcher
der Name „Segenstal" gegeben wurde, der Äbtissin Heilwig und ihren
Mitschwestern vom Cisterzienser-Orden der Diözese Minden im Namen
unseres Herrn Jesus Christus, des Gekreuzigten, zu Ehren der
glückseligen Jungfrau Maria und ihrer ruhmreichen Mutter Anna aus freien
Stücken als Besitz übertragen haben, so dass die genannten Nonnen und
ihre Nachfolgerinnen dort dem Herrn dienen."4
Weil die ehemalige Wasserburg „Scure" für ein Nonnenkloster ungeeignet
war, übersiedelten die Nonnen wenige Jahre später nach Rehme. Wegen
häufiger Überschwemmungen kehrten sie unter Eingliederung der
Pfarrkirche von Valdorf 1288 nach Vlotho zurück und verlegten das
Kloster auf den heutigen Ort der St. Stephans-Kirche. Von dem ehemaligen
Kreuzgang des Klosters zeugen noch jetzt die Sakristei und an ihrer
Außenseite drei Torbogen.
Das Kloster Segenstal stand seit seiner Gründung in enger Verbindung mit
dem Kloster Loccum und unter dessen Aufsicht. Die Dürftigkeit des
Besitzes und der Ausstattung des Klosters Segenstal und die wachsenden
Geldnöte veranlassten 1306 die Äbtissin, den Abt Lefhardus vom Kloster
Loccum um Rat zu bitten.5 Jahrzehnte
später waren die Einkünfte des Klosters Segenstal soweit zurückgegangen,
dass unter der Äbtissin Ilsabein von Hilferdingsen 1426 zahlreiche
Bücher versetzt werden mussten:
Zwei Bände des Alten Testaments wurden von jüdischen Händlern gekauft
und der größte Teil der Bücher vom Abt von Loccum erworben.6
1430 schließlich wurden die Nonnen durch zwölf Mönche und einen Prior
des Klosters Loccum abgelöst. Doch auch der Abt des reichen Klosters
Loccum war nicht in der Lage, den Untergang de« Klosters zu verhindern.
1514 hört man Klagen über die schlechte Ordenszucht und Vernachlässigung
der kirchlichen Pflichten. Im Visitationsbericht von 1535 werden nur
noch vier Mönche genannt, die ihre Messe nach alter Gewohnheit feiern.
Frater Lambertus soll als letzter Mönch des Klosters Segenstal 1540 zum
lutherischen Glauben übergetreten sein.7
Im Todesjahr des Mönches Frater Lambertus (1560) wird der erste
lutherische Pfarrer namens Arnold Suiderius in der vormaligen
Klosterkirche in sein Amt eingeführt.8
In den nachfolgenden 430 Jahren haben 30 Pfarrer und einige
Hlilfsprediger ihren Dienst in Wortverkündigung, Sakramentsverwaltung
und Seelsorge in der Evangelisch-Lutherischen St.
Stephanskirchengemeinde getan. Von einigen Pfarrern sei hier berichtet:
Der damalige Landesherr Herzog Wilhelm von Ravensberg stattet die neue
Pfarre großzügig mit Einnahmen des vom Staat eingezogenen Klosters aus.
Deshalb steht die lutherische Gemeinde anfangs vergleichsweise besser da
als viele der umliegenden lutherischen Gemeinden.
In der Zeit der Gegenreformation gelangt durch Konfessionswechsel des
Landesherren Wolfgang Wilhelm Pfalzgraf von Neuberg der Jesuitenorden in
den Besitz der Einkünfte des Klosterguts. In der Amtszeit des zweiten
lutherischen Pfarrers Matthias Isselhorst (1605 - 1632) wird der Versuch
unternommen, die lutherische Kirchengemeinde wieder zum katholischen
Glauben zurückzuführen. Der junge Düsseldorfer Jesuitenpater Grönfeld
erscheint am 5. August 1624 mit den kaiserlichen (katholischen) Truppen
in Vlotho und nimmt die evangelisch-lutherische Kirche in Besitz. Auch
will er verhindern, dass vier an der Pest gestorbene Gemeindeglieder auf
dem Friedhof an der Kirche nach lutherischer Ordnung mit Geläut und
Gesang beerdigt werden. Doch um weitere Ansteckung zu verhüten, ordnet
der kaiserliche Leutnant die Beerdigung durch Pfarrer Isselhorst an. Die
lutherische Gemeinde kann die Übergabe der Kirche an den Jesuitenpater
nicht verhindern. Ihre Gottesdienste hall die lutherische Gemeinde
fortan auf dem Kornboden des Fährhofes. Trotz militärischen Beistandes
hat Pater Grönfeld aber nicht die Räumung des Pfarrhauses erzwingen
können, weil für Pfarrer Isselhorst keine andere Wohnung zu beschaffen
war. So kommt es, dass vom 8. Oktober 1624 bis April 1625 lutherischer
Pfarrer und Jesuitenpater zusammen im Pfarrhaus leben. Ob das ein
brüderliches Beieinander war? Zumindest ist belegt, dass Pfarrer
Isselhorst dem Pater eine Stube, eine Kammer mit Bett und freie Kost
geben musste, außerdem einen Taler Miete wöchentlich. Als die
kaiserlichen Truppen nach Herford ziehen, muss auch Pater Grönfeld
einsehen, dass die lutherische Kirchengemeinde zu ihrem Glauben steht,
worauf auch er Vlotho verläßt.9
Nach dem westfälischen Frieden 1648 zu Münster und Osnabrück forderte
die katholische Seite die Vlothoer Kirche für sich, da sich diese im
Normaljahr 1624 in ihrem Besitz befunden habe. Die lutherische Gemeinde
hält dagegen, dass der Jesuitenpater erst im Oktober jenes Jahres
angekommen sei. Somit bleiben sie im Besitz der Vlothoer Kirche.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde für die größer
gewordene lutherische Gemeinde eine zweite Pfarrstelle eingerichtet
(1656) und ein zweites Kirchenschiff neben dem zu klein gewordenen
angebaut (1659). Die Zusammenarbeit der beiden Pfarrer Konrad Feustking
und Bernhard Schreiber war nicht nur aus räumlichen Gründen erschwert.
Beide bewohnten das nun zu klein gewordene Pfarrhaus gegenüber der
Kirche, das noch aus der Klosterzeit stammte und nach einem Brand 1650
wieder aufgebaut worden
war.10
Pfarrer Bernhard G. Dreckmann hatte die Angewohnheit, zwei Stunden zu
predigen. Erst aufgrund einer 1774 ergangenen Anordnung der Regierung in
Minden sei er bei Androhung von 10 Talern Strafe dazu gebracht worden,
die Predigten auf eine dreiviertel Stunde zu begrenzen.11
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts lebten evangelische und katholische
Kirchengemeinde in solch gutem Einverständnis, das die katholischen
Gemeindeglieder von den evangelischen Predigern ihre Taufen, Trauungen
und Beerdigungen vollziehen ließen. Doch das einträchtige Miteinander
war nur von kurzer Dauer. Vom Reformationsjubiläum 1717 wird berichtet,
dass der Pater Ferdinand Schütte sich in einem Zornesausbruch dazu hin
reißen ließ, im Haus eines evangelischen Bürgers ein evangelisches
Erbauungsbuch in den Ofen zu werfen.12
Spannungsvoller hatte sich in jener Zeit allerdings das Verhältnis
zwischen Lutheranern und Reformierten, die sich aus dem Lipperland
kommend in Vlotho angesiedelt hatten, entwickelt. Vergeblich hatten sich
die reformierten Christen darum bemüht, die lutherische Gemeindekirche
auch für die Durchführung ihrer Gottesdienste zu bekommen. Nicht einmal
einer Intervention des preußischen Königs Friedrich II. war in dieser
Angelegenheit Erfolg beschieden. So waren die Reformierten gezwungen,
Mittel aufzubringen, die es ihnen gestatteten, eine eigene Kirche zu
erbauen. Als nun 1781 einer der Hauptgegner der Mitbenutzung der
lutherischen Kirche durch die Reformierten, der Schiffer C. Rethemeier
starb, stimmte König Friedrich II., dass die dem Staat zustehenden 800
Taler aus dessen Nachlass der reformierten Gemeinde Vlothos zur
„Bauhilfe ihrer Kirche“ geschenkt wurden.13
Durch Verfügung des königlichen Ministeriums vom 2. Oktober 1830 haben
die reformierte Gemeinde den Namen St. Johannis-Gemeinde und die
lutherische den Namen St. Stephani-Gemeinde angenommen. Zu dieser Zeit
hatte sich das Verhältnis beider Gemeinden zueinander soweit gebessert,
dass sie einstimmig der Union der vereinigten lutherischen und
reformierten Kirchen beitraten.14 Bei
der Namensgebung war wohl nicht mehr bekannt, dass die Kirche des
ehemaligen Klosters Segenstal am 25. Januar A. D. 1325 von Bischof
Ludwig von Minden dem St. Georg geweiht worden war.15
Das Eingangsportal des „neuen" 1660 in Dienst genommenen Kirchenschiffes
von St. Stephan lädt den Besucher mit den Psalmworten ein: „Herr, ich
habe lieb die Städte deines Hauses und den orth da d(eine) Ehr(e)
w(ohnt). Ps 26,8". Dieser Botschaft dienen auch die sakralen und
kunsthistorisch interessanten Gegenstände, Abbildungen und vielfältigen
Bilder aus fünf Jahrhunderten in den beiden Kirchenschiffen. Als erstes
mag das prächtige freihängende Segelschiff die Aufmerksamkeit des
Betrachters auf sich ziehen. Fünfzig ursprünglich mit Blattgold
überzogene Kanonen im Rumpf des Segelschiffes künden von dem Einfluss
und der einstigen Bedeutung der Schiffergilde zu Vlotho. Als
Schutzpatron ist ein segnender Petrus am Heck zu erkennen. Das 1988
vollständig restaurierte Votivschiff stand ehemals als Zunftzeichen in
den Räumen des Gildemeisters. 1669 wurden der Schiffergilde zu Vlotho
durch Kurfürst Friedrich Wilhelm alle Rechte einer Gilde übertragen.
Nach Untergang dieser Gilde gelangte der stolze Dreimaster vermutlich
als Schenkung in die lutherische Kirche. Außer dem Wappen der
Schiffergilde /iert das Segelschiff seit 1732 das Siegel der
Kirchengemeinde. Die enge Verbundenheit dieser Gilde zeigt sich in
weiteren Schenkungen an die Kirchengemeinde.
Ostern 1637 stifteten 22 Schiffer „ ... zu Gottes ehren und zum gebrauch
des hochwürdigen Abentmals ..." einen vergoldeten Abendmahlskelch und
einen silbernen Oblatenteller. Diese Abendmahlsgeräte wurden 1736 durch
eine von den Schiffern gestiftete Abendmahlskanne vervollständigt. Als
Hinweis auf die Wertschätzung des Altarsakraments mag das in
Kirchenfenstern, in Kronleuchtern und am Altar wiederkehrende Motiv der
Weintrauben und -blätter angesehen werden. Die Abbildung eines Pelikans,
der mit seinem Blut seine Jungen tränkt, ein Symbol für Christus, der
sein Leben für uns hingab, ist ebenfalls zweifach am Altar zu finden.
Der vor dem Altar schwebende Taufengel einschließlich silberner
Taufschale ist eine Schenkung Vlothoer
Frauen. Gestaltet wurde der zur Tauffeier „herunterschwebende" Engel von
dem damaligen Orgelbauer und Bildhauer Breda aus Münster im Jahre 1762.
Zwei im Jahre 1679 mit finanzieller Unterstützung der Schiffer erworbene
Altarleuchter wurden durch zwei kleinere Nachbildungen und einen
gestifteten bronzenen Taufkerzenständer im Advent 1987 ergänzt.
Die Kanzel wurde durch den Fährhofbesitzer Jobst von Briel der Gemeinde
vermacht und am 1. Advent 1660 in der gerade erweiterten Kirche
eingeweiht. Die Abbildungen des auferstandenen Christus, der vier
Evangelisten und einiger Engel geben dem Betrachter Auskunft über den
Inhalt der Botschaft, deren Verkündigung diese Kanzel dienen will. Die
in ihr eingelassene Urkunde schließt mit den Worten: „Der Vater aller
Barmherzigkeit wolle seine göttliche Gnade verleihen, dass das allein
seligmachende Wort Gottes nach der evangelischen Religion verordneten
Augsburgischen Bekenntnisses bis zu des lieben Jüngsten Tages
Auferweckung darauf gepredigt, damit dadurch aller Menschen Seligkeit
zum ewigen Leben gefördert werde möge."16
Der Verkündigung der biblischen Botschaft dienen auch die 30 gemalten
Bilder einschließlich des hinter dem Altar hängenden Gemäldes von der
Grablegung Christi. Einst hing es über dem Kirchenstuhl des Jobst von
Briel und wurde 1830 von der Kirchengemeinde von dessen Nachfahren
erworben. Die acht auf Holz gemalten Bilder mit Szenen aus der
Leidensgeschichte Christi hingen ehemals über dem Schifferpriechen
(Kirchenstühle der Schiffer). Aus dem Jahre 1660 stammen auch die mit
Untertiteln versehenen Abbildungen der 22 Könige Judas an der
Westempore. Bei ihrem Anblick, so wird überliefert, habe der preußische
König Friedrich Wilhelm IV., während seines Besuches 1853, sein
Missfallen mit den Worten bekundet, „das viele derselben unwürdig seien,
einen Platz im Gotteshause einzumehmen."17
Im Kirchenfenster an der Stirnseite des neuen Kirchenschiffes ist die
Gestalt des zum Himmel auffahrenden Christus über einem fürbittenden
Engel und einem niedergeschlagen dasitzenden Soldaten dargestellt.
Dieses 1952 entstandene Gedenkfenster ist den Gefallenen und Opfern
beider Weltkriege gewidmet. Unterhalb des Fensters ist ein Epitaph
angebracht, der bei Grabungsarbeiten in der Kirche entdeckt worden ist.
Er zeigt in Lebensgröße abgebildet den 1593 verstorbenen Drosten Bertram
von Landsberg betend in seiner Ritterrüstung.
In der Geschichte der Orgeln der St. Stephanskirche stammt die erste
urkundliche Erwähnung einer Orgel vom ersten lutherischen Pfarrer Arnold
Suiderus, der 1577 beim Landesherrn in Düsseldorf neben
Gehaltsaufbesserungen für Pfarrer und Lehrer auch Zuschüsse für
Reparaturen an Gebäudeteilen, der Uhr und der Orgel beantragte.18
Seit 1965 erklingen aus 30 Registern — verteilt auf drei Manuale und ein
Pedal — traditionelle, moderne und virtuose Orgelmusik zur Ehre Gottes
und zur Freude der Gemeinde. In Ergänzung dieser sechsten Orgel der St.
Stephanskirche wird für Konzerte, Oratorien und Kantaten, sowie für den
Gesang in Kirche und Gemeindehaus ein transportables Continuo-Positiv
mit fünf Registern und einem Zusatzpedal seit Weihnachten 1989
eingesetzt. Beide Instrumente stammen aus der Werkstatt des Wehrendorfer
Orgelbauers Gustav Steinmann.
Zum Gotteslob wie zur Mahnung läuten die drei Glocken im Kirchturm und
zeigen der Gemeinde die Zeit, die Feier der Gottesdienste und die
Vater-Unser-Bitten an. Auf der alten, zweimal geborstenen und wieder
gegossenen Glocke aus dem jähre 1714 steht die Bitte „Gott bewahre diese
Glocke und mache recht nutzbar ihren Klang". Die beiden Stahlglocken aus
dem Jahre 1960 tragen die Inschrift: „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr
nicht" (Jes. 7,9) und „Land, Land höre des Herrn Wort" (Jer. 22,29).
An der Verkündigung der gesungenen Botschaft In der St. Stephanskirche
hat Pfarrer Hermann-Heinrich Lohmeyer durch seinen Aufruf zur Gründung
eines Kirchenchores entscheidend mitgewirkt. Sein Aufruf fand unter den
Gemeindegliedern gute Resonanz. So wurde am 29. November 1905 ein
Kirchenchor ins Leben gerufen. Seine Aufgaben nehmen heute die Kantorei
und der Kinderchor wahr; auch der Posaunenchor wirkt an der Gestaltung
der Gottesdienste mit. Das vielfältige kirchenmusikalische Leben an der
St. Stephanskirche hat durch die Einrichtung einer hauptamtlichen
Kantorenstelle nicht nur einen hohen Standard sondern auch besondere
Prägung und Bedeutung für die ganze Stadt Vlotho erfahren.
Entsprechend der gestiegenen Gemeindegliederzahl wurde die lutherische
Kirchengemeinde St. Stephan 1958 erneut in zwei Pfarrbezirke geteilt.
Der Dienst des Presbyteriums einschließlich der Pfarrer und der
hauptamtlichen Mitarbeiter: des Kantors, der Küsterin, der
Gemeindesekretärin sowie der Erzieherinnen in den beiden Kindergärten
ist gekennzeichnet durch intensiven Informationsaustausch und gute
Zusammenarbeit. Bei allen Vorhaben um den Gemeindeaufbau steht das
gemeinsame Bemühen um eine ausgewogene Verbindung von Tradition und
Erneuerung im Vordergrund. Seinen Ausdruck findet dieses Bemühen auch in
besonderen Gottesdiensten wie z.B. der „Nacht der verlöschenden
Lichter", einem Abendgottesdienst zum Gedächtnis an die Einsetzung des
Heiligen Abendmals am Gründonnerstag. Ein wichtiges Ziel unserer
Gemeindearbeit ist die Integration aller Generationen, insbesondere der
Familien und der Jugend. Wir wollen eine familienfreundliche
Kirchengemeinde sein und haben die Hoffnung, dass biblische und
gemeindliche Traditionen und Bemühungen um eine Erneuerung weiter wirken
zum Segen der Menschen in unserer Stadt.
Hartmut Bückendorf
Dieser Text wurde mit freundlicher
Genehmigung dem Buch „Kirche an Weser und Werre“ (1991) entnommen.
Dieses Buch ist nicht mehr im Handel
erhältlich.
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