Eines der ältesten Fotos des Moorbades Seebruch.

Foto: Anfang der 1900er Jahre.

 

Bis 1925 gab es in Bad Seebruch noch einen >Linien Kutschdienst<, der die Kurgäste vom Vlothoer Bahnhof bis nach Seebruch und zurück brachte. Das Foto zeigt den Zweispänner auf seiner Pendelfahrt.

 

 

 

Fortsetzung:

 

Geschichte Bad Seebruch

 

Im Jahre 1825 wurden schon 230 Bäder verabfolgt. Jedes Bad kostete 4 gute Groschen, was manche Bauern veranlasste, die Bäder in der Regel zu zweit, bei

 

starkem Andrang aber auch

zu dritt oder viert auf einmal zu nehmen. So berichtet jedenfalls der Regierungs- und Medizinalrat Dr. Meyer aus Minden 1829, der sich sehr für einen weiteren Ausbau des Bades, allerdings vergeblich, einsetzte. Mit dem eigentlichen Moorbaden, das später das Schwefelwasserbaden fast ganz verdrängte, begann man zaghaft im Jahre 1827. Von der guten Heilwirkung zeugten die von dankbaren Badegästen zurückgelassenen Krücken, die man an

 

Badehaus 1880

dem Badehaus aufgehängt hatte.Besucht wurde das Bad meist nur von den Bauern der näheren Umgebung in der Zeit von Mai bis September. Sie brachten ihr Bettzeug und auch meist die Verpflegung mit, auch die „Ausländer", die aber auch nicht weitab, sondern im benachbarten Lippe wohnten. Von den 390 Gästen des Jahres 1836 stammten 110 aus Lippe.

 

1850 verkaufte Hermsmeyer das Bad an einen Herrn von Zabienski, der sich zwar gern als „Baron" anreden ließ, aber kein Baron war. Er war katholisch und Demokrat, so dass man bei den konservativen Behörden in Vlotho nicht allzu gut auf ihn zu sprechen war. Er versuchte, aus dem Bauernbad ein Bad für die vornehme Welt zu schaffen und fing sofort an auszubauen. Zwei neue Logierhäuser und ein Kurhaus mit „Kolonnaden" entstanden. Der erste Zustrom neuer

 

Westseite im Jahr 1940.

und auch vornehmer Gäste blieb nicht aus. Aber er hielt nicht lange an, da man mit der Verpflegung wenig zufrieden war. Außerdem hatte v. Zabienski sich beim Bauen übernommen und zuletzt so viel Schulden, dass er schließlich im Jahre 1873 verkaufen musste. Das Andenken an ihn und die tollen Streiche, die er seinen Gästen und auch seinen Nachbarn gespielt hat, leben noch heute im Volke fort.

 

Neuer Besitzer wurde der Walzenmeister Heinrich Holz aus Essen, der manches erneuern ließ. Unter seiner Leitung hob sich auch der Besuch wieder von 150 auf 360 Gäste. Sie kamen aber wieder durchweg aus der Nachbarschaft und blieben etwa 10 Tage. Um 1900 veränderte sich das Bild. Die Landesversicherungsanstalt schickte ihre Kranken. Der Kurbetrieb wurde verlängert und dauerte nun bis Oktober. 1908 ging das Bad in den Besitz von August Klose über, der es

 

Kur- und Badehaus 1961.

aber schon 1913 an Hermann Nebel aus Dortmund weiter verkaufte. Unter ihm und später unter seinem Sohne Hans Nebel hat Seebruch eine völlige Umgestaltung zu einem neuzeitlich eingerichteten Heilbad erfahren.

Nach dem Tod von Hans Nebel wurde seine Frau Marie-Luise Nebel 1930 Alleininhaberin. Gäste des Bades waren schon damals außer den Privaten die Patienten der Landesversicherungsanstalt Westfalen. Viele Heilungssuchende kamen ambulant mit den „Bäderbussen" aus den umliegenden Dörfern und Städten. Im letzten Kriegsjahr und in den ersten Jahren nach dem Krieg musste der Badebetrieb in Seebruch stillgelegt werden, da die Gebäude zunächst vom Landratsamt Herford, und anschließend als Krankenhaus genutzt wurden. 1963 wurde eine neue Heilquelle entdeckt, für die ein weiterer Brunnen angelegt wurde. Im Jahr 1964 wurde der älteste Sohn Hanns Nebel Inhaber.

 

1970 ereignete sich im 8.000 Jahre alten Moortrichter von Bad Seebruch ein Erdfall, der großes Aufsehen erregte. Sozusagen als Glück im Unglück erwies sich die dadurch neu entstandene Seebrucher Erdfallquelle, die durch ihre ungewöhnlich hohe Ergiebigkeit und Ausdauer überraschte. In der Folgezeit pendelte sich die Schüttung dieser wertvollen Mineralquelle auf 330 m³ pro Stunde ein. Das Wasser dieser enormen Quelle hören die Besucher in dem schönen Horststeinbrunnen in der

 

 Weserland-Klinik Bad Seebruch 1991.
 

Nähe der Moorkirche rauschen. Im Jahr 1983 übernahm Dr. Dr. med. Friedrich-Wilhelm Nebel aus Bad Hopfenberg das Bad Seebruch von seinem Bruder. In den Folgejahren setzen umfangreiche Um- und Neubauten den Standard für moderne Rehabilitationskliniken. Im Jahr 1990 wurde die ehemals einklassige Volksschule in Valdorf übernommen und als Lehranstalt für Physiotherapie umgebaut. Im Jahr 1996 erhält Bad Seebruch als erste Rehaklinik das Zertifikat nach DIN EN ISO 9001 als Auszeichnung. Im gleichen Jahr wird hier die erste Kältekammer (minus 110° C) in einer Rehabilitationsklinik eröffnet. 1998 wird das Unternehmen feierlich an die Tochter Dr. med. Katharina Nebel übergeben. Im Jahr 2000 ist Eröffnung des neuen Seebrucher „Bauernhofs" mit Reithalle und Kutschenmuseum, im Jahr 2001 wurde das Badehaus neu gestaltet.

So hat sich Bad Seebruch im Laufe der Jahrhunderte stetig weiter entwickelt und ist weit über die Grenzen Westfalens hinaus bekannt geworden. Es wird familiär in der 3. Generation weitergeführt - das sind jetzt 90 Jahre. Gut geschulte, freundliche Mitarbeiter bilden mit dem angenehmen Ambiente des traditionsreichen Bauernbades die Garantie für einen guten Heilerfolg.

 

 

Quelle: Dr. Großmann und Weserbergland-Klinik.

Stand: 2010.