Geschichte
Moor- und Schwefelbad Senkelteich
Als im Jahre 1866 die Vlothoer Kaufleute
Karl Hartwig und Wilhelm Grube das Moor- und Schwefelbad Senkelteich
schufen, hatten sie im benachbarten Bad Seebruch bereits ein älteres
Vorbild. Sie folgten dem Beispiel, zumal die gleichen Bedingungen
gegeben waren. Ohne lange zu zögern, setzten sie 750 Taler ein und
kauften dafür den Senkelteich selbst und dazu eine Nachbarparzelle. Der
vorhergehende Eigentümer, Bauer Wehmeyer aus Wehrendorf, hatte diese
Grundstücke bei der Auflösung des Gutes Beerenkämpen erworben. Die
Grundstücke schließlich, auf denen die Baulichkeiten des Bades errichtet
wurden, gab der bäuerliche Nachbar Siekmann Nr. 63 für 260 Taler ab. Auf
dieser Basis entstand das Moor-und Schwefelbad Senkelteich. Zuerst wurde
ein kleines Bade- und Logierhaus gebaut. Im Erdgeschoß verfügte es über
sieben Badezimmer und im Obergeschoß über sieben Logierzimmer, ein „Conversationszimmer"
(ein Plauderstübchen) und eine Küche. In einem daneben errichteten
kleineren Gebäude wurde das Quellwasser mittels Dampfkessel angewärmt.
Die alles in allem entstandenen Kosten überforderten die beiden Gründer.
Sie gründeten daher die „Kommanditgesellschaft auf Aktien, Badeanstalt
Senkelteich Grube und Consorten". Folgende Vlothoer Bürger waren die
Aktionäre: Kaufleute Wilhelm Brüggemann, Carl Hartwig, Ferdinand
Schmidt, Marcus Michel Rüdenberg, Marcus Moses Rüdenberg, Heinrich
Gellern, Postexpedient Ferdinand Wittke, Gastwirt Karl Koch, Braumeister
C. Schmidt, Rechtsanwalt Ernst Potthoff. Von auswärts beteiligten sich
noch Meyer zu Jessendorf und E. F. Adickes. Die erstgenannten elf
Aktionäre übernahmen auch die Bürgschaft für das einzusetzende
Gesellschafter-Kapital in Höhe von 4 000 Talern.
Die erste Werbeschrift des Bades, die im
Mai 1867 herausgegeben wurde, rühmt die romantische Natur, die
abwechslungsreiche Umgebung und empfiehlt insbesondere den Gicht- und
Rheumakranken die heilbringenden Schlamm- und Schwefelbäder. Die Kurzeit
setzte jeweils Mitte Mai ein und endete Mitte September. Man wertete es
als verdienstvolle Anerkennung, dass im Jahre 1871 bereits 150 Gäste das
Bad in Anspruch nahmen. Ihnen wurden an die l 566 Bäder verabfolgt,
darunter 254 Schlammbäder. Sogar zwei Ausländer, eine Französin und ein
Amerikaner, suchten in Bad Senkelteich Heilung.
1871 löste sich die Kommanditgesellschaft
Bad Senkelteich auf, da ihre Hauptstützen, nämlich die Eigentümer der
drei größten Vlothoer Unternehmen, vom Konkurs überrollt wurden. Vier
der bisherigen Kommanditisten, und zwar Hartwig, Brüggemann und die
Gebrüder Rüdenberg, schickten sich an, die Rechte und Pflichten der
Kommanditgesellschaft zu übernehmen. Sie ließen es
sich 5.150 Taler kosten. Bereits nach vier
Jahren hatten sie den gewünschten Erfolg, einen Interessenten und Käufer
des Bades zu finden. Es war August-Wilhelm Großmann. Er betrieb in
Rehme-Babbenhausen ein „Lohnfuhrgeschäft". An die 50 Pferde hatte er in
seinem Stall, die Waren bis ins Rheinland beförderten und Weserschiffe
„treidelten", mit anderen Worten stromaufwärts zogen. In Vlotho
beispielsweise ist der Treidelweg am Ufer oberhalb der früheren Fähre
noch weitgehend erhalten. Da infolge Zunahme der dampfbetriebenen
Verkehrsmittel (Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn) die Geschäfte
immer mehr zurückgingen, entschloss sich der kapitalkräftige
August-Wilhelm Großmann, als Ersatz Bad Senkelteich zu kaufen. Er musste
dafür 26.000 Mark aufwenden.
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selbst
einspännig vom Reichsbahnhof (Bundesbahnhof) nach Bad Senkelteich, und
wenn es gewünscht wurde, spannte er auch zu einer Rundfahrt in der
herrlichen Umgebung an. 1903 erfolgte durch den Bau des Hauptgebäudes
gewissermaßen die Grundsteinlegung zur großbaulichen Entwicklung des
Badkomplexes. 1928 wurde die Veranda angebaut. Dabei blieb es jedoch
beileibe nicht. Fortlaufend wurden die Baulichkeiten und Einrichtungen,
wofür sie auch immer bestimmt waren, großzügig erweitert und
modernisiert. Entscheidenden Anteil hatte daran der fortschrittliche und
unternehmungslustige Vlothoer Kaufmannssohn Willi Voß, nachdem er Ende
der 30er Jahre Wilhelm Großmanns einziges Kind, Tochter Emmi, geheiratet
hatte. Ihnen wurden zwei Mädchen geboren. Damit trat die vierte
Generation das Großmannsche Erbe an.
Bad Senkelteich ist, was es
ist: eine Perle unter den Privatbädern!
Stand: 2009
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