Heinrich Meyer (l)

*01.06.1882 - +15.12.1952

 

Wilhelm Meyer (r)

*18.07.1909 - +27.09.1998

 

 

 

Fortsetzung:

 

1928 warf der Verleger und Schriftleiter die Druckmaschinen wieder an. Die Zeitung erschien nun unter dem neuen Namen Vlothoer Wochenblatt, welches zweimal wöchentlich erschien. Jetzt stieg sein Sohn  Wilhelm (1909 – 1998) ein, auch Werner Meyer sorgte sich um das Unternehmen. Es folgte 1931 ein weiterer Umzug von Verlag und Schriftleitung in das ehemalige Postgebäude an der Poststraße Nr. 2. In den bald folgenden Jahren der NS-Herrschaft wurde die Pressefreiheit stark eingeschränkt, was 1941 zur Druckeinstellung führte.

Erst 1949 konnte ein Neuanfang gemacht werden. Die erste Ausgabe erschien mit der Überschrift: Da bin ich wieder!. Die Zeitung erschien zweimal wöchentlich. Erfolgreiche Jahre folgten, so konnte 1956 das 50-jährige Bestehen gefeiert werden. 1974 schied Wilhelm Meyer aus und der Verlag ging an den Münchener Verleger Dr. Dirk Ippen. Es folgten zwei Umzüge. Zunächst wechselte man zur Langen Straße Nr. 150 (Juni 1977) und wenig später (August 1983) erfolgte der Umzug an die Herforder Straße Nr. 4. Nach 49 Jahren wurde 1977 der Zeitungsname Vlothoer Wochenblatt in Vlothoer Zeitung umbenannt und 1990 in Vlothoer Anzeiger.

 

2004 übernahm das Mindener Verlagshaus J.C.C. Bruns, Herausgeber der Tageszeitung „Mindener Tageblatt“, den „Vlothoer Anzeiger“, aber nicht die gewachsenen Strukturen des damals fast hundertjährigen Wochenblatts und verwandelte den „Vlothoer Anzeiger“ in eine Tageszeitung.

Bei seiner neuen Konzeption in Bezug auf die beliebte Vlothoer Zeitung, die fast in jedem Haushalt vorhanden war,  hatten die neuen Eigentümer nicht mit der Reaktion der Vlothoer Leser gerechnet. Die liebten nämlich ihren „Vlothoer Anzeiger“, der sie zweimal wöchentlich über alle wesentlichen Ereignisse in der Weserstadt informierte. Außerdem war der „Vlothoer Anzeiger“ das alleinige amtliche Mitteilungsblatt, das über Mitteilungen aus dem Vlothoer Rathaus, aus dem Amtsgericht in Bad Oeynhausen sowie vom Kreishaus in Herford und  von der Detmolder Bezirksregierung informierte.

„Ich habe mich regelmäßig auf den Dienstagnachmittag und den Freitagnachmittag gefreut, wenn ich alle Nachrichten aus Vlotho nachlesen konnte“, fasste eine treue Leserin die Meinung zahlreicher Abonnenten zusammen. Diese gebürtige Weserstädterin und einige Tausend weitere Leser kündigten ihr Abonnement für den „Vlothoer Anzeiger“, als der zur Tageszeitung wurde.

Der neue Eigentümer, das Mindener Verlagshaus J.C.C. Bruns, beließ es nicht bei dieser grundlegenden Umstellung zur Tageszeitung: Ferner wurde die Produktion der bis dahin zum Anzeiger gehörenden „Kalletaler Zeitung“ eingestellt. Auch das Anzeigenblatt „Reporter“, eine regelmäßige Beilage mit unterhaltenden Beiträgen,  erschien nicht mehr.

Eine Tageszeitung wollte die überwiegende Mehrheit der Vlothoer-Anzeiger-Leser auf gar keinen Fall. Die Leser lebten zufrieden mit dem günstigen Preis ihrer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung, durch die sie sich ausreichend informiert fühlten.

Als im Jahr 2004 das Mindener Verlagshaus dieses seit fast 100 Jahren fest etablierte Wochenblatt wider besseres Wissen zu einer Tageszeitung umfunktionierte, war das leider erfolglos. Es folgten fast 4000 Kündigungen, die nicht nur in der ansehnlichen Bezugspreiserhöhung der Tageszeitung „Vlothoer Anzeiger“ begründet lagen. Den eingefleischten Vlothoer-Anzeiger-Lesern ging es damit zu weit, ein Produkt zu bekommen, das sie von der anfänglichen Berichterstattung her (Mindener Raum) gar nicht wollten und für das sie außerdem noch einen ungewohnt hohen Bezugspreis bezahlen sollten. Eine personelle Verstärkung der Anzeiger-Redaktion aus Minden trug keine Früchte und brachte die verlorenen Abonnenten nicht annährend wieder zurück.

Die große Anzahl an Kündigungen zeigte Folgen. Die Sparmaßnahmen durch den neuen Anzeiger-Eigentümer begannen: Die Redaktionsräumlichkeiten an der Herforder Straße 4 wurden drastisch reduziert.

Bevor die Geschäfts- und Redaktionsräumlichkeiten schließlich komplett aufgegeben wurden, musste zunächst die Sportredaktion nach Minden umziehen, anschließend folgte die Lokalredaktion.

Der „Vlothoer Anzeiger“ verabschiedete sich am 30. Juni 2012 als Tageszeitung und wurde anschließend vom Mindener Verlagshaus als einmal wöchentlich erscheinende kostenlose Zeitung und als Online-Zeitung betrieben. Besonders das Experiment der kostenlosen Online-Zeitung wurde auf dem überregionalen Medienmarkt mit großem Interesse beobachtet. Fazit ist, dass diese Konzeption offensichtlich erfolglos war.

Zwei Jahre später am 28. Juni 2014 wurde die Ausgabe des Vlothoer Anzeigers endgültig eingestellt.

 

Sven Thomas Geschäftsführer der J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH, begründet die Einstellung des Vlothoer Anzeigers in der letzten Ausgabe damit:

Unser Familienunternehmen besteht seit nunmehr 180 Jahren. In dieser langen Zeit haben wir uns immer wieder erfolgreich neuen Herausforderungen gestellt. Auch ganz aktuell bauen wir neue Geschäftsfelder auf, mit denen wir unsere unternehmerische Zukunft gestalten möchten. Teil dieser Fortentwicklung war es jedoch stets genauso, sich von Bestehendem zu lösen, wenn wir keine wirtschaftliche Perspektive mehr für ein Produkt oder einen Geschäftszweig sahen. Dies ist beim Vlothoer Anzeiger der Fall. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, doch ist sie angesichts des anhaltenden Missverhältnisses von Aufwand und Ertrag unumgänglich.

 

Die letzte tägliche Ausgabe des Vlothoer Anzeigers erschien am 30. Juni 2012 und hatte einen Umfang von 76 Seiten.

Die Seiten 1 bis 7 können Sie hier nachlesen.

 

Die letzte wöchentliche Ausgabe des Vlothoer Anzeigers erschien am 28. Juni 2014 und hatte einen Umfang von 24 Seiten.

Die Seiten 1 bis 4 können Sie hier nachlesen.

 

Für die letzten Ausgaben des Vlothoer Anzeigers waren als Redakteure und freie Mitarbeiter nachfolgende Personen im Einsatz.

 

 

 

Oliver Plöger

 

Michaela Podschun

 

Gisela

Schwarze

 

 

Bodo

Kohlmeyer 

 

Stand: Juli 2014

 

Sportredaktion des Vlothoer Anzeigers

Seit dem 1. Januar 1984 als Redakteur fest angestellt, war Hans-Ulrich Krause zwei Jahrzehnte lang alleine für den Lokalsport im „Vlothoer Anzeiger" verantwortlich. Davor war er seit 1975 als freier Mitarbeiter für den Verlag tätig. Nach der Übernahme durch das „Mindener Tageblatt" im Jahre 2004 bis zu seinem Ausscheiden im März 2013 erhielt er gleichberechtigte personelle Verstärkung aus Minden durch Sebastian Külbel, Jessica Meyer und Jörg Wehling, die nacheinander in Vlotho tätig waren.

 

 

 

Das Westfalen-Blatt

Eine weitere bedeutende Zeitung in Vlotho ist das Westfalen-Blatt. Zunächst wurde hier das Herforder Kreisblatt angeboten. Nachfolger des Herforder Kreisblatt wurde ab dem 1. März 1979 das Vlothoer Tageblatt. Seit 1. August 1981 ist das Blatt mit einer eigenen Redaktion in Vlotho präsent.

Am 1. Oktober 2003 wurde der Name in Vlothoer Zeitung umbenannt. Die Geschäftsstelle ist an der Langen Straße Nr. 121. Ab dem 14. November 2013 wird jede Seite in Farbe gedruckt.

Von der Corona Epidemie ab März 2020 war auch das Westfalenblatt betroffen. So wurden die Lokalausgaben eingestellt und im Kreisgebiet Herford das Herforder Kreisblatt mit stark reduzierten Lokalteilen gebracht. Ab den 12. Mai 2020 erschien für Vlotho das „Westfalenblatt – Zeitung für Bad Oeynhausen, Löhne und Vlotho“. Ob diese Bezeichnung so bleibt, konnte Joachim Burek zu diesen Zeitpunkt noch nicht sagen. Vlotho im Mai 2020.

 

Eine nicht so bedeutsame Rolle für Vlotho spielt die Neue Westfälische, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Freien Presse hervorgegangen ist und in Vlotho nicht redaktionell vertreten ist.

 

Redakteure - Vlothoer Zeitung:

Jürgen Gebhard, Reinhard Kehmeier, Joachim Burek, Heike Pabst, Verena Insinger

 

 

 

 

Jürgen Gebhard

 

Reinhard Kehmeier

 

Joachim Burek

 

 

 

Stand: Juli 2012

 

 

 

Wie die einzige Vlothoer Zeitung 1940, das Vlothoer Wochenblatt, gestaltet war, soll hier gezeigt werden. Zur Auswahl stehen die Titelseite, Teile einer Innenseite und die Rückseite mit dem Anzeigenteil.

 

     

 

Jetzt wurde es farbig:

Die erste Farbausgabe des "Vlothoer Anzeiger" erschien

am Freitag dem 13. Januar 1995.

 

 

Geschichte der Vlothoer Zeitungen in der Übersicht

 

Jahr

Zeitungsname

Druck  Verlag  Herausgeber

Die sieben nachfolgenden Zeitungen waren mehr oder weniger Versuche.

1848 - 1849

Vlothoer Volksblatt

Herforder Westfalia

1875

Vlothoer Anzeiger

E. Heidemann

1882

Vlothoer Wochenblatt

Ibershoff Bad Oeynhausen

1882

Vlothoer Zeitung

Actiendruckerei Herford

1887

Vlothoer Anzeiger

Thorein & Sitte

1890 bis 1928

Anzeige-Blatt

Thorein & Sitte später nur Thorein

? bis 1928

Vlothoer Anzeiger

Verkauft am 21. Sept. 1928 an

Fritz Scherer Bad Oeynhausen

Thorein

Ab nun handelt es sich um eine Zeitung, bei der sich von Zeit zu Zeit der Name änderte.

1906

Vlothoer Zeitung

Heinrich Meyer

1920

Vlothoer Zeitung

Volkspartei Herford

1928

Vlothoer Wochenblatt

Heinrich Meyer

in der NS-Zeit ab 1941

keine Vlothoer Zeitung

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1949

Vlothoer Wochenblatt

Heinrich Meyer

1973

Vlothoer Wochenblatt

Dr. Dirk Ippen, München

1977

Vlothoer Zeitung

Dr. Dirk Ippen, München

ab Aug. 1982

Vlothoer Anzeiger

Dr. Dirk Ippen, München

2004 bis Juni 2012

Vlothoer Anzeiger

J.C.C. Bruns Minden

ab Juli 2012 - 28.06.2014

dann eingestellt

Vlothoer Anzeiger

Einmal pro Woche samstags

J.C.C. Bruns Minden

 

Ab 1979 erhielt Vlotho eine weitere Zeitung, (Westfalenblatt).

1. März 1979

Vlothoer Tageblatt

Busse GmbH & Co. KG

2003

Vlothoer Zeitung

Busse GmbH & Co. KG

 

 

Vlothoer Wochenbatt, die erste Ausgabe nach dem zweiten Weltkrieg

am 1. Oktober 1949.

 

 

 

Da bin ich wieder!

 

Lieber Leser! Als ich im Jahre 1941 mein Erscheinen einstellen mußte, da konnte ich mit keinem Wort meiner Enttäuschung und meiner Verbitterung Ausdruck geben. Ich konnte es nicht glauben, daß alle die Bande, die uns jahraus jahrein verbunden hatten, mit einem Male jäh zerschnitten sein sollten. Ich wollte es nicht wahrhaben. daß mir die Aufgabe, der ich mich verschrieben hatte, mit einem Schlage aus der Hand genommen sein sollte. Und doch war es so, daß ich mich dem Zwang hatte beugen müssen. Was blieb mir anderes zu tun übrig, als Jahr für Jahr, Monat für Monat und schließlich von Woche zu Woche auf die Möglichkeit meines Wiedererscheinens zu warten. Diese Zeit bangen Hoffens und ungeduldigen Wartens war gewiß nicht schön, und ich hatte nicht gedacht, daß darüber vier lange Nachkriegsjahre vergehen würden.

Aber nun ist sie endlich gekommen, diese Stande, in der ich wieder vor Dich hintreten und Dich bitten darf, mich wieder als Bindeglied Deiner Familie und Deiner Heimat aufzunehmen. Denn nun will ich Dir wieder wie einst berichten von Freud' und Leid, will ich Dir wieder Kunde geben von der Entwick­lung und dem Geschehen Deiner engeren und weiteren Heimat, auf daß aus der Liebe zu ihr wieder emporwächst das Bewußtsein der Bindung an unser gesamtes Volk und

Vaterland.

In einem gesunden Meinungsaustausch und in der Wechselseitigkeit unserer Beziehungen wollen wir wieder Anteil nehmen am wirtschaftlichen, kulturellen, kommunalpolitischen und sportlichen Leben unserer Heimatstadt und unserer Gemeinden. Und da, wo etwas den Interessen der Allgemeinheit zuwiderläuft, mit spitzer Feder den Ursachen nachgehen, immer aber uns einer sachlichen Er­örterung der Dinge befleißigend und in der Achtung vor der gegenteiligen Meinung des anderen.

Gewiß wird es einer bestimmten Anlaufzeit bedürfen, um mich nach Inhalt, Umfang und Aufmachung wieder im alten Gewande zu zeigen. Aber mein Bestreben wird unablässig sein, es möglichst schnell wieder dahin zu bringen. Die immer häufiger und aus allen Bevölkerungskreisen gestellte Frage: „Warm kommt das Wochenblatt wieder?“  ließ es unmöglich erscheinen, Dich noch länger warten zu

lassen.

Was die hohe Politik angeht, so will ich mich im wesentlichen auf eine kurze Mitteilung des rein Tatsächlichen beschranken. Darüber hinaus sollen Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten den Lesestoff vervollständigen.

Kurz: ich will Dir wieder alles das berichten, was für Dich von Interesse und wissenswert ist.

Dem inserierenden Geschäftsmann hoffe ich durch eine lückenlose Verbreitung wieder die Mög­keit zu geben, sich auf billigste und wirksamste Weise zu empfehlen.

Obwohl die Papierpreise ein Mehrfaches der Vorkriegsjahre betragen, verkaufe ich mich wiederum für einen denkbar niedrigen Bezugspreis. Er beträgt bei zweimal wöchentlichem Erscheinen (dienstags und freitags) 0,80 DM monatlich.

Und nun, lieber Leser, nimm mich wieder hin und laß mich wieder sein, was ich Dir war

 

Dein

 

„Vlothoer Wochenblatt“.

 

 

Noch mal der Text zum besseren Lesen.

 

 

Druckerei Heinrich Meyer in der Weserstraße Nr. 7, von 1920 bis 1931.

Foto: Mai 1931

 

 

Geschäftsstelle Vlothoer Wochenblatt von 1931 bis 1974. Foto: um 1938.

 

 

Ehemalige Sitz des Vlothoer Anzeiger - Herforder Straße Nr. 4

Redaktion und Geschäftsstelle wurden am 30.06.2012 geschlossen.

Der Vlothoer Anzeiger wurde bis Juni 2014 in Minden erstellt. - Foto: 2012.

 

 

Geschäftsstelle der Vlothoer Zeitung an der Langen Straße Nr. 121 - Foto: 2009.