Vlothoer

Zigarren Chronik

  von Günter Graf

 

Im Jahre 1700 wurde laut Kirchenbuch in Vlotho

erstmalig eine Tabakspinnerei erwähnt.

 

Ab 1840 wurden laufend neue Zigarrenfabriken

gegründet und die Massenproduktion begann.

 

Der aus Amerika in Bremen ankommende Tabak

kam über die Weser nach Vlotho und wurde

im Lagerhaus am Hafen gelagert.

 

Durch die Einführung von Maschinen in den Webereien

wurden viele Vlothoer Bürger arbeitslos.

Die arbeitslos gewordenen Weber wies man darum in

die Kunst des Zigarrenmachens ein.

 

Da größere Arbeitsräume fehlten, wurden die Zigarren

in Heimarbeit gefertigt.

 

Im Jahre 1901 hatte Vlotho 4.336 Einwohner.

In der Tabakindustrie arbeiteten 234 Vlothoer in

Fabriken und 783 Personen zu Hause.

 

1926 gab es in Vlotho 66 und in Valdorf 13 Fabriken

und Kleinbetriebe, die im Jahr ca. 60 Millionen Zigarren

herstellten.

 

Am Wochenende wurden die Zigarren der Heimarbeiter

in den Fabrikbetrieben getrocknet, gepudert, fermentiert

und in die mit bunten Bildern versehenen Zedernholzkisten

und Schachteln verpackt.

 

Nach Anbringen der Steuerbanderole konnten die

Tabakwaren verkauft werden.

 

Die Heimarbeiter erhielten die abgewogenen Tabakblätter

zur Weiterverarbeitung ausgehändigt.

Fabriken, Großhändler und Handelsvertreter belieferten

Tabakgeschäfte, Frisöre, Gaststätten usw.

Durch Brückenbau (1978-1981) und der Stadtsanierung musste

auch die letzte Zigarrenfabrik Niemann & Tintelnot die

Vlothoer Innenstadt verlassen. Es folgte der Bau einer

neuen,  modernen Fabrikanlage im Gewerbegebiet

Hollwiesen - Wehrendorf.

Nach kurzer Zeit wurde die Firma von Burger Söhne

Zigarrenfabrik GmbH (Schweiz) übernommen.

1990 verkaufte Burger die Fabrikgebäude an die Firma

Hettich (Metallwarenherstellung).

Nur Werbesprüche erinnern noch an eine

glanzvolle Zeit.

 

Minske wat schmickt

de Zigarre fin:

de kann doch nur ut

Vlauthe sin !

    

   Einen umfassenden Überblick der Tabakindustrie zeigt die Heimatstube Vlotho.

 

 

Oben:

Eine alte Rechnung von der Zigarrenfabrik Saatmann & Bödecker

aus dem Jahr 1927.

 

Unten:

Eine alte Rechnung von der Zigarrenfabrik Burg Vlotho Lange Straße Nr. 7

aus dem Jahr 1897.