Stichwort Hammerschmiede Gnuse, Seebruchstraße Nr.3
1827 stellte der Messerschmied Carl Friedrich Henneberg den Antrag, ihm den Neubau einer "zur maschinenmäßigen Verfertigung, sowie zum Schleifen meiner in allen Sorten schneidender Eisenwaren, bestehenden Fabrikation, eingerichtete Mühle" zu gestatten". Dazu hatte er vom Colonen Schumacher Nr. 38 Valdorf ein Wiesengrundstück gepachtet. Schon 4 Jahre nach Betriebsaufnahme war eine Erweiterung um eine "Messerfabrik" und eine "Schleifmühle" fällig.
Bis 1978 wurden hier mit maximal 6 Leuten Schaufeln, Spaten, Sensen, Sicheln und ähnliches Gerät hergestellt. Letzter Schmied war Paul Gnuse, dessen Vater die Schmiede gekauft hatte.
Für den Antrieb verfügte die Schmiede zunächst über zwei, später auch drei Wasserräder. Nach 1963 wurde ein Rad abgebaut, ein weiteres durch eine Durchströmturbine mit zwei Kammern ersetzt. Das verbleibende Wasserrad trieb über eine hölzerne Nockenwelle einen Schwanzhammer an, die Turbine bewegte über Transmission Schleifsteine, Bohrmaschinen, Kettenreinigungstrommel und Spannvorrichtung. Ein etwa 1957 angeschaffter Schmiedehammer "Vulkan" wurde elektrisch angetrieben, das Gebäude 1948 angebaut und aufgestockt. Der Betrieb ruht seit 1978.
Die Hammerschmiede Gnuse ist heute ein bedeutendes Technisches Kulturdenkmal. Eine Schmiede dieses Typs mit Schwanzhammer und komplett erhaltenem Inventar am Original Standort ist in Westfalen einzig. Als Zeuge für die vorindustrielle Eisenverarbeitung ist sie in hohem Maße schutzwürdig.
Bemühungen, die Schmiede zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben in jüngster Zeit zu Fortschritten geführt.
Als Paul Gnuse, als letzter Schmied, 1978 den Betrieb aufgab, wurde die vollständig erhaltene Schmiede mit allen Geräten und Werkzeugen als historische Museums-Schmiede weitergeführt.
Betreiber dieser historischen Hammerschmiede ist der Heimatverein Vlotho.
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